Fresach lag schon immer im Schnittpunkt unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und Religionen. Erste Funde gibt es aus der Bronzezeit (Äxte), später siedelten hier Kelten, Illyrer und Römer neben- und miteinander. Um 590 n.Chr. ließen sich Slawen im Fresach nieder, im 8. Jahrhundert die Baiern. Im 12. Jahrhundert wurde die erste (katholische) Kirche erbaut, 1478 wurde der Ort von den Türken zerstört. Nach dem Ende der Ortenburger 1518 wurde das Gebiet habsburgisch und die Mehrheit der Bevölkerung protestantisch. Auch nach der Gegenreformation blieben viele ihrem Glauben treu. Nach dem Toleranzpatent von Kaiser Josef II. 1782 wurde die evangelische Pfarre Fresach gegründet, 1787 das erste Schulhaus erbaut. Heute ist die Gemeinde zu zwei Dritteln evangelisch, 30% der BewohnerInnen sind katholisch. Fresach ist die Heimat von Olympiasieger Franz Klammer (Innsbruck 1976), und war Alterssitz des lutherischen Theologen Dr. Oskar Sakrausky (1914-2006), der als Bischof der evangelischen Kirche und Obmann des Vereins für evangelische Glaubensüberlieferung in Kärnten in den 1970er Jahren eng mit dem damaligen katholischen Kardinal Dr. Franz König zusammen gearbeitet hat. Etwa zu gleichen Zeit, 1972, begründete der Präsident des Kärntner Schriftstellerverbandes, Prof. Walther Nowotny, die Internationale Schriftstellertagung Fresach, die alljährlich im Mai durchgeführt wurde und 22 Jahre hindurch bis 1993 ununterbrochen stattfand – mit dem Ziel, die Menschen in Ost und West wieder zusammen zu bringen. Zahlreiche Publikationen und eigene Briefpost-Stempel erinnern an diese Veranstaltungen. Museum und Toleranzzentrum, die vielfältigen Erinnerungen und der respektvolle Umgang mit dem Anderen und Fremden prädestinieren Fresach heute dazu, die Botschaft der Toleranz und die Vision eines friedlicheren MIteinanders in die Welt zu tragen. Fresach gebührt somit auch der Anspruch, sich als Europäisches Toleranzdorf zu benennen.