Schulz unterzeichnet Fresacher Toleranzerklärung

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, hat am 3. Juni in Brüssel die „Fresacher Erklärung zur Toleranz 2015“ unterzeichnet. Im Beisein der Leiterin des Kärntner Verbindungsbüros in Brüssel, Martina Rattinger, und Denk.Raum.Fresach-Präsident Hannes Swoboda setzte Schulz seine Unterschrift auf das Dokument, das bei den Europäischen Toleranzgesprächen verabschiedet wurde. Zuvor hatten bereits Bundespräsident Heinz Fischer und Landeshauptmann Peter Kaiser signiert. Die Erklärung liegt im Toleranzmuseum des Kärntner Bergdorfs Fresach auf und kann während der Öffnungszeiten den ganzen Sommer über von Besucherinnen unterschrieben werden.

Martin Schulz hat sich bereits bei den Vorbereitungen der ersten „Europäischen Toleranzgespräche“ vom 21. bis 23. Mai 2015 in Fresach als Freund und Unterstützer „geoutet“. Bedingt durch den Gipfel in Riga konnte er selbst nicht kommen und übermittelte deshalb eine Videobotschaft an die Teilnehmer/innen, in der er seine Definition von Toleranz erläuterte. Siehe http://bit.ly/1RLDLb8 Toleranz bedeute für ihn, sagte er in dieser Botschaft, „dass man aushalten kann, dass andere Menschen andere Meinungen haben und andere Prioritäten setzen, andere Prinzipien haben. Toleranz bedeutet den Respekt für Andere unbeschadet ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion.“ Das habe er bereits in seiner Familie gelernt, mit Eltern, die sehr unterschiedlicher politischer Auffassung waren.

Würde des Individums unantastbar

Martin Schulz im O-Ton: „Man braucht in jedem Fall den Respekt gegenüber Andersdenkenden und ganz sicher gegenüber Minderheiten. Bei den Minderheiten ist es immer so, dass genau diejenigen, die eben nicht so sind wie die meisten, eine große Herausforderung sind. Es ist nicht ganz einfach, sich mit Minderheiten auseinanderzusetzen. Es ist noch viel schwerer, dafür zu kämpfen, dass sie das gleiche Recht haben, wie die Mehrheit. Aber das ist genau das was wir tun müssen, denn wenn es stimmt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, dann heißt das nicht die Würde der Mehrheitsgesellschaft ist unantastbar, sondern die Würde des Individums. Und darum genau geht es.“

Widerspruch zwischen Toleranz und Nationalismus

„Der Gedanke der Toleranz ist exakt das Gegenteil des Ausspielens von Minderheiten gegen Mehrheiten oder umgekehrt. Toleranz ist genau das Gegenteil von Nationalismus, der immer die eigene Nation höher stellt als die anderen. Und genau dieses, die Renationalisierung, dieses Glorifizieren der eigenen Nation, was in sich selbst schon eine Abwertung der anderen Nationen beinhaltet, ist das was das europäische Projekt am meisten gefährdet. Unser Projekt Europa ist, dass Völker und Staaten über Grenzen hinweg auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeiten, ob das große oder kleine Völker sind, reiche oder ärmere, dass wir in einer Gemeinsamkeit auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts unsere Probleme lösen. Nichts gefährdet das europäische Projekt mehr und nichts ist übrigens das stärkere Gegenteil von unserer europäischen Vision als Ultranationalismus und Intoleranz.“

Die Videobotschaft zu den Europäischen Toleranzgesprächen: http://bit.ly/1RLDLb8
Die Fresacher Erklärung zur Toleranz 2015: Im Anhang

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