Nur Gewinnerinnen beim Poetry Slam Fresach

Literatur auf hohem Niveau und bühnenreife Performance: Die Teilnehmer/innen des Young Poetry Slam von Fresach überzeugten und begeisterten die Besucher der ersten Europäischen Toleranzgespräche am Pfingstwochenende im Kärntner Bergdorf. Der Präsident des Schriftstellerverbandes PEN, Helmuth A. Niederle, lobte die Qualität der Beiträge und kündigte an, die Arbeiten im Lesebuch zu den Europäischen Toleranzgesprächen 2015 zu publizieren, das im Sommer erscheinen wird. http://www.penclub.at

Das Dialogforum von Fresach http://www.fresach.org wurde am Samstag mit einem literarischen Wettstreit abgeschlossen. Im Rahmen des Poetry Slams sorgten junge DichterInnen mit ihren Texten zum Thema „5 Minuten Toleranz. Wie weit reicht die Geduld?“ für den kreativen Schlusspunkt der Veranstaltung. Die zehn AutorInnen aus Kärnten haben europäisches Niveau gezeigt, kommentierte Übersetzer Fabjan Hafner, alle seien sie Gewinner. Organisiert wurde der Contest von Carmen Kassekert, die in der Slammerszene bereits eine bekannte Größe ist.

Der Wettbewerb wurde vom Club Carinthia in Wien ausgelobt http://www.club-carinthia.at und vom PEN-Club Austria kuratiert. Fünf junge Slammer und fünf ausdrucksstarke Slammerinnen stellten sich dem Urteil des Publikums, das seine Gunst mit der Lautstärke des Applauses, Zwischenrufen und sieben zufällig ausgewählten Punkterichtern verteilte. Das Finale machten sich dann drei Damen aus, Estha Sackl (23) aus Steindorf, Tijana Pajic (31) aus Klagenfurt und Sabrina Öhler (20) aus Spittal an der Drau. Durch den abschließenden Punktegleichstand waren es auch diese drei Preisträgerinnen, die die Geschenkskörbe mit nachhause nahmen. Preisgelder sind bei Poetry Slams nicht üblich.

Asylantenbingo – Flüchtlinge im Mittelpunkt

Estha Sackl überzeugte mit zwei grandiosen Auftritten, dem einfühlsamen Sprechstück „Du hast keine Geduld“ und einer in Kärntner Mundart vorgetragenen Verteidigungsrede „Jo i bin tolerant“, das sie „Asylantenbingo“ nannte.

Für Schenkelklopfen sorgte Tijana Pajic, eine Klagenfurterin mit „Balkan-Hintergrund“ (im Bild oben). In ihrem provokant-witzigen Beitrag „Yugo“ erklärte sie Migration zur „Modeerscheinung“ und Zuwanderer unterschiedlicher Herkunft (Afghanen, Tschetschenen, Albaner) zu Hunderassen (Chihuahua, Malteser, Pekinesen). „Jeder legt sich heute einen Migranten zu, und er muss gar nicht angeleint werden.“

Die jüngste Slammerin, Sabrina Öhler, begann mit einem berührenden „Klagelied“ auf Persönlichkeiten, die Blutopfer von Intoleranz wurden und schloss mit dem rhetorischen Vorwurf ans Publikum: „Sie haben gerade 300 Bomben gezündet“. In ihrem Finalbeitrag Bulimie, „Kotzen ins Klo“ bzw. „Schlucks runter“ ging es um ebenso um Dinge in der Welt, die schief laufen und den Umgang damit.

Auch die weiteren Teilnehmer/innen konnten sich gut messen. Der Lokalmatador, Patrick Steiner aus Fresach, brachte unter dem Titel „Wer bin ich?“ eine Suizid-Skizze auf die Bühne. „M“, sagte er am Ende, steht für „Mut“, aber es war wohl „M“ als Mensch, der für Emotionen sorgte.

Teilnehmer aus Bad Kleinkirchheim: Ich will ein Minarett

Ziemlich originell im Vortrag war Gerhard Pleschberger (G. von der Tschern) aus Bad Kleinkirchheim, der die Lage der Moslems von heute mit der Situation der Protestanten im 18. Jahrhundert verglich und laut den Ausruf tat: „Ich will Akzeptanz, nicht Toleranz. Ich will ein Minarett.“ Weitere Teilnahmer waren der Gailtaler Simón Martinschitz (Schach matt – Die ganze Welt im Zelt), der „stotternde Japaner“ Michael Martin Wiener, die „sonore Stimme“ Lukas Hofbauer (18) aus Klagenfurt („Lasst uns nochmal Kind sein“) und „Alles falsch“ Angela Ahlheim sowie Nicole Hohenwarter, Klagenfurt mit „Kaufen, Kaufen, Kaufen“.

Fotos vom Fresacher Poetry Slam auf Fotodienst zum freien Download. https://fotodienst.pressetext.com/album/3464 Die Performances werden in Kürze auch in der Mediathek des Denk.Raum.Fresach präsentiert.

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