Der deutsch-britische Literaturwissenschafter Rüdiger Görner, einer der Stargäste der diesjährigen Europäischen Toleranzgespräche in Fresach, wird für das schwierige Verhältnis der Briten zum Europäischen Kontinent und insbesondere zur EU referieren. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext ließ der sympathische Literaturkenner durchblicken, woran es hapert. „Großbritannien versteht die Europäische Union und ihre Vorzüge nicht. Da sich das Königreich noch immer als großer europäischer Souverän sieht, zählen Nutzen und Pluspunkte aus der EU-Mitgliedschaft kaum. Deswegen hat sich das einst so beliebte Understatement der Briten in eine Sprache des Trotzes und des verletzten Stolzes gewandelt – das Ergebnis kommt im Brexit zum Ausdruck“, erklärt der Gründungsdirektor des Centre for Anglo-German Cultural Relations an der Queen Mary University of London. Görner bedauert, dass ein Land, dessen Sprache ganz Europa spricht, sich genau von diesem Europa trennen will. „Das ist ein Paradoxon erster Ordnung“, meint der Literaturwissenschafter. „Englisch ist die sprachliche Grundlage der EU. Sie ist der große kulturelle gemeinsame Nenner in Europa, aber leider nicht der gemeinsame politische Nenner.“ Der Sprachwissenschafter referiert über die britische Sichtweise zu Europa am 6. Juni im Kärntner Bergdorf Fresach, mehr dazu im pressetext-Interview. (ws)