Brexit, neue Nationalismen und der Klima-Aufstand der Jugend standen im Mittelpunkt der Europäischen Toleranzgespräche am Donnerstag nachmittag. Dass der EU-Ausstieg Großbritanniens, die erstarkende Rechte in Europa und die zunehmenden Sozial- und Umweltprobleme zu einer Neudefinition des Kontinents führen müssen, wurde allgemein klar. Einig war man sich auch darin, dass Schöpfungsmythen und die richtigen Erzählungen entscheidend für die Zukunft Europas sind, und dass Kreativität und Kunst dazu einen wichtigen Beitrag leisten. „Ohne Schöpfungsmythen gäbe es uns nicht. Sie dienen in unserem Leben als Haltegriff, wir können darin unsere Rolle und Aufgabe auf dieser Welt finden“, meinte die evangelische Pfarrerin Lydia Burchhardt. Es sei dabei kein Problem, wenn die Schöpfungsmythen oft widersprüchlich sind. Für das friedliche Zusammenleben sei es bedeutsam, auch fremde Erzählungen und Sichtweisen zuzulassen. Der Literaturwissenschaftler Rüdiger Görner nannte den Brexit als Beispiel für einen Schöpfungsmythos, der außer Kontrolle geraten ist. „Hier wird ein längst veraltetes Bild von Großbritannien vermittelt, das Souveränität und Überlegenheit gegenüber dem Rest von Europa vorgaukelt. Daraus entsteht ironischerweise aber auch viel Angst, von fremden Mächten überrannt zu werden – eine irrationale Invasionsphobie“, so Görner. Mehr zur Diskussion auf pressetext.