Die Europäischen Toleranzgespräche 2019 wurden am Donnerstagvormittag im Kärntner Bergdorf Fresach feierlich eröffnet. Bei strahlendem Wetter fanden sich zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur in der evangelischen Kirche ein, um die mit Spannung erwartete Eröffnungsrede des italienischen Sprachwissenschafters Maurizio Bettini über die Wurzeln und Identität der Europäer zu hören. Der Universitätsprofessor aus Siena leitete die Veranstaltung denn auch mit einem flammenden Plädoyer für ein offenes Europa und gegen rechte Isolationspolitik ein. „Europa muss sich heute mit Entschlossenheit für Öffnung und Vermischung entscheiden, nicht für Schließung und imaginäre Reinheit. Wir brauchen eine Tradition der Gleichheit, Klugheit, Weitsicht; eine Tradition, die unseren Kindern und Enkeln Freiheit sowie gleiche Rechte sichert und aus ihnen gute Bürger, gute Menschen macht“, forderte Bettini in seiner Rede. Europa darf träumen Dem pflichtete Superintendent Manfred Sauer vom Veranstalter Denk.Raum.Fresach bei, der aber noch große Herausforderungen sieht: „Ein offenes Europa ist ein schöner Traum, wir wissen aber, dass viele immer noch am Wir-sind-Wir-Denken festhalten. Wir dürfen jedoch träumen, wir dürfen glauben, dass eine bessere Welt möglich ist. Dafür brauchen wir Querdenker, Träumer und Spinner. Sie müssen uns irritieren, aber auch inspirieren.“ Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit, sich immer wieder um Toleranz zu bemühen: „Toleranz ist ein anspruchsvoller Wert. Menschen neigen von Natur aus nicht zu Toleranz, sondern eher zur Durchsetzung des eigenen Willens. Ein Leben in Toleranz ist daher nicht ohne Anstrengung möglich, es erfordert Verzicht“, meinte Guggenberger. Nur durch das Fremde können sich Menschen weiterentwickeln. Die Toleranzgespräche seien eine Basis für ein Denken, das zu dieser Entwicklung beiträgt. Junge fordern Schutz ihrer Welt Der Präsident des Kuratoriums der Europäischen Toleranzgespräche, Hannes Swoboda, forderte in seiner Ansprache mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz und bestand darauf, dass die Jugend von heute eine lebenswerte Welt erben muss: „Europa und vor allem Regionen wie zum Beispiel Fresach können der Welt als Beispiel dienen, wie man wieder Boden unter den Füßen bekommt und ein nachhaltiges Leben führen kann, ohne dabei auswandern zu müssen. Die Jugend kann uns als wichtiges Beispiel dienen, sie fordert heute von uns, dass wir ihr die Welt, die ihr einmal gehören wird, in einem guten Zustand übergeben. Europa gehört denen, die es pfleglich verwalten“, so Swoboda. (ws)