Fresach (22. Mai 2015) – Anlässlich der ersten Europäischen Toleranzgespräche hat der Denk.Raum.Fresach (DRF), eine unabhängige Initiative für Toleranz und Integration in Europa, die „Fresacher Erklärung zur Toleranz 2015“ veröffentlicht. Die Deklaration besteht aus drei Abschnitten und 20 Punkten, in denen ein gründlich neues und aktuelles Verständnis des Toleranzbegriffs definiert wird. Sie wurde vom DRF-Vorstand und Kuratorium sowie von weiteren hundert anwesenden Teilnehmer/innen des Dialogforums in Fresach unterzeichnet und vom Präsidenten des Kuratoriums, Hannes Swoboda, Freitag abend im Toleranzmuseum verlesen. Der ehemalige Europaparlamentarier wird die Erklärung in den nächsten Wochen dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, übergeben. Der erste Abschnitt behandelt die Begrifflichkeiten „Toleranz, Meinungsvielfalt und Religionsfreiheit“. Er beginnt mit der Feststellung, dass Toleranz Respekt und Anerkennung bedeutet und Frieden schafft. Toleranz sei die Fähigkeit, sich in die Ideen und Gedanken anderer hinein zu versetzen. Sie wird dort Wirklichkeit, wo die Werte der Gleichheit und Gerechtigkeit umgesetzt werden – in persönlichen Beziehungen ebenso auf nationaler, europäischer und globaler Ebene. Toleranz bedingt, dass alle in Europa ausgeübten Religionen zu Europa gehören und die kulturelle Vielfalt bereichern und diese Tatsache respektierend erkannt wird. Sie bedeutet mehr als die Duldung zu Zeiten der Toleranzpatente. Weiters hält die Erklärung fest, dass alle Menschen die Möglichkeit haben müssen, sich innerhalb der von ihnen gewählten Lebensformen in Würde entfalten zu können. Toleranz heißt nicht Gleichgültigkeit und auch nicht, keine Meinung und Überzeugung zu haben. Toleranz erfordert, dass die eigene Überzeugung mit Argumenten begründet und verteidigt sowie die Meinung der Anderen respektiert wird, soweit diese ebenfalls auf dem Fundament der Toleranz fußt. Toleranz müsse Zweifel und Kritik an der eigenen Meinung zulassen und zur Selbstreflexion fähig sein. Toleranz bedeute vor allem Diskussion und Dialog getragen von Respekt und ist mit Hass, Diskriminierung und Abwertung der Anderen unvereinbar. Im zweiten Abschnitt wird das Thema Toleranz und ihr „unverhandelbar hoher Stellenwert“ in Europa behandelt, in dem Menschen unterschiedlicher Religionen, Hautfarben und regionaler Herkunft leben. Die Europäische Union, die gegründet wurde, um Rassismus, Völkerhass und Krieg zu überwinden, dürfe deren universellen Wert nie in Frage stellen. Die EU-Institutionen müssten sich mit Vehemenz gegen alle Tendenzen in den einzelnen Mitgliedsstaaten wehren, die Grund- und Freiheitsrechte einschränken. Schließlich bereichern Toleranz und Vielfältigkeit das Leben in Europa und stellen dessen Besonderheit dar. Im dritten und letzten Abschnitt steht das Verhältnis Europas zur globalen Armut im Mittelpunkt. Hier stellt die Erklärung dezidiert klar, dass Toleranz die Aufnahme von Flüchtlingen bedeutet und die Schaffung – vorübergehend oder dauerhaft – von lebenswerten Bedingungen sowie Ausbildung und Arbeit. „Toleranz heißt, das massenhafte Sterben im Mittelmeer nicht länger tatenlos hinzunehmen.“ Toleranz macht ein Ende von Kolonialismus und Neo-Kolonialismus und eine neue Partnerschaft mit unseren ärmeren Nachbarn unabdingbar. „Europa muss sich aller militärischen Interventionen enthalten, die eine neue Welle der Gewalt und des Terrorismus entfachen. Statt militärischer Interventionen brauchen wir ein glaubwürdiges Engagement gegen Armut und Klimawandel.“ Pressekontakt: Dr. Wilfried Seywald, presse@fresach.org, Tel. 0699-18114006